Abschiedsfeier der „Quelle“ am 8.1.2017

Mit Der Quelle hat sich ein ganz besonderes Buchgeschäft von seinen Kundinnen und Kunden verabschiedet, ein Geschäft, welches durch nahezu vierzig Jahre die Quadratur des Kreises gemeistert hat. Einen Buchladen zu führen heißt nicht einfach irgendwelches Papier einer Kundschaft zu empfehlen, sondern denkende Menschen auf dem gemeinsamen Weg ihres Interesses zusammenzubringen. Frauen und Männer schreiben Geschichten oder legen ihre Ansichten dar. Also will die Buchhändlerin beide Seiten kennen, die Kundschaft und die Verfasserin, den Verfasser und darüber hinaus auch noch den Stil und den Inhalt und möchte oft auch noch den Geschmack treffen. Das rechte Buch der richtigen Person zu vermitteln ist geistige und oft auch körperliche Schwerarbeit. Bücher haben ihr Gewicht und manche Regale sind hoch. Kaum ein anderes Geschäft stellt ähnlich hohe Ansprüche an die Bedienung. Dazu kommt auch noch das private Gespräch. Da ist Psychologie, Feingefühl und kreatives Vortasten nötig.

Am 23. Dezember 2016 hatte Die Quelle nun zum letzten Mal geöffnet. Der Spagat zwischen den Wünschen und Ansprüchen einer Kundschaft, die mit dem Internet einen 24-Stunden-Verkauf in der Wohnung zur Verfügung hat, und den Möglichkeiten auf neun mal fünf Metern Verkaufsfläche die Welt abzubilden und ein rundum konkurrenzfähiges Angebot zu bieten, hatte sich in den letzten Jahren überdehnt. Das darf gesagt werden. Trotzdem hat sich am 8. Jänner die Abschiedsfeier im Bildungshaus nicht von bitteren oder traurigen Gedanken leiten lassen. Fast im Gegenteil, da wurde gedankt, gelobt, erinnert, ein bisschen natürlich auch getrauert und um ein Wort zu verwenden, das Renate Bauer gebraucht hat: Es wurde gelaust.

Bei der Abschiedsfeier im Bildungshaus Batschuns drückt Brigitte Knünz als Leiterin des Werks der Frohbotschaft Batschuns vor einem großen Publikum ihren Dank aus für die Kundentreue und für die Arbeit der Angestellten. Danach darf Erna Reichweger vor das Mikrofon treten. Sie ist die Gründerin des Geschäftes, lange Zeit auch Geschäftsführerin und zum Schluss die Obfrau des Trägervereines. Sie schildert die Anfänge und das Werden der Buchhandlung, die sich bewusst und von Anfang an betont um das religiöse Buch in Vorarlberg bemüht hat. Nach diesen beiden Rednerinnen ist Renate Bauer mit ihrer musikalischen Begleitung an der Reihe. Rosario Bonaccorso und Herbert Breuß-Walser werden sie begleiten. Renate konzentriert sich in ihrer Lesung zu diesem Abschied auf das Wort. Es macht den Menschen aus, seine Sprache, die Literatur, ganz besonders auch die Poesie. Aber im Grunde sind das Wort und die Literatur Beziehungspflege und wenn Primaten sich in beschaulichen Stunden gegenseitig ihr Fell pflegen und sich lausen, dann wenden sie sich grundsätzlich einander zu. Und eben das war auch ein Ziel dieses Geschäftes und dieser Abschiedsfeier, sich miteinander ausführlich zu beschäftigen, mit wirklich all den vielen, die irgendwann die Schwelle dieser besonderen Buchhandlung in der Bahnhofstraße in Feldkirch betreten haben.

Bevor die Veranstaltung mit einer Jause zu Ende ging, wollten es sich die Verkäuferinnen nicht nehmen lassen, sich auch selbst vor das Publikum zu stellen und ganz persönliche Worte des Abschiedes an tausend und eine Person zu richten, damit ganz sicher niemand leer ausgehen möge.

Herbert Gassner

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